Biographie
Reri Grist - geboren in New York City am 29.02.1932 - besuchte die renommierte High School of Music and Art und graduierte mit einem Bachelor of Arts vom Queens College, New York City.
Neben ihrer Schule, hatte sie in einer Privatschule Stunden in Gesang und Tanz erhalten und trat in zahlreichen Konzerten als Solistin auf mit Werken von u.a. Gounod, Schubert, Grieg und Mozart.
Schon als Teenager hatte sie bereits in kleinen Bühnenrollen am Broadway sowie Musicals - neben Grössen wie Lawrence Tibbett, Ossie Davies, Ruby Dee und Eartha Kitt - auf sich aufmerksam gemacht.
Gleichzeitig bildete Claire Gelda, die ihr Talent entdeckt hatte, ihre Stimme aus.
Als Madame Herz - bei einer verregneten konzertanten Freiluft-Aufführung von Mozarts „Schauspieldirektor“ (1959) - hatte sie ihren ersten Opern-Auftritt.
Die erste Bühnenrolle war schon 1956 an der NY City Opera die Cindy Lou (Micaela) in „Carmen Jones“, der Adaption von Bizet‘s „Carmen“ durch Oscar Hammerstein II, gewesen.
Als eine der Shark girls, Consuelo, in der originalen Besetzung der „West Side Story“ erhielt sie auf Wunsch von Leonard Bernstein die Auszeichnung den Song ´Somewhere´ zur Uraufführung zu bringen. Wenig später trat sie unter der Leitung von Bernstein mit der New York Philharmonic in Mahler´s 4.Sinfonie auf, die dann später (1960) in den Young Peoples Concerts mit Fernsehaufnahmen verknüpft wurde - eine Pioniertat in der Mediengeschichte. Mit diesem Orchester verbanden sie später weitere Aufführungen unter der Leitung von Bernstein (125 Jahre N.Y.Philharmonic), Nadja Boulanger, Pierre Boulez und Michael Gielen mit Werken von Fauré, Strawinsky, Nono und Alban Berg.
Als Gewinnerin eines nationalen Wettbewerbs bekam sie ein Engagement an der Santa Fe Opera und debütierte dort im Sommer 1959 als Blondchen in Mozart´s „Entführung aus dem Serail“, gefolgt von der Adele in „Die Fledermaus“.
Igor Strawinsky, der sie dort gehört hatte, verpflichtete sie, unter seiner Leitung in Washington.DC
seine „Le Rossignol“ zu singen und für die Schallplatte zu produzieren.
Ihr erster Auftritt in Europa war Mozart´s Königin der Nacht in der „Zauberflöte“ im Opernhaus Köln (1959). Eingeladen von Herbert Graf, dem neuen Direktor der Zürich Oper, wurde sie als erste afro-amerikanische Sängerin ein festes Ensemble-Mitglied in einem europäischen Opernhaus.
Dort sang Grist in den Jahren 1960 - 66 neben anderen Rollen zum ersten Mal Zerbinetta – „Ariadne auf Naxos“, Sophie -“Der Rosenkavalier“, Adina - „L´Elisir d´Amore“, Norina - „Don Pasquale“ und Titania in Britten´s „Sommernachtstraum“.
Den Züricher Auftritten folgten vielfache Einladungen: 1962 Covent Garden - als Königin von Schemakan in Rimsky-Korsakow´s „Le Coq d‘Or“, sowie vom Glyndbourne Festival - als Zerbinetta und Despina in
„Cosi Fan Tutte“.
Ihr Erfolg als Zerbinetta an der Wiener Staatsoper (1963) führte zu einer Verbindung von über 25 Jahren. „Der Rosenkavalier“ unter Bernstein und Schenk 1968 war ein Höhepunkt neben vielen Premieren mit Mozart-Opern.
Ihr erster Auftritt an der San Francisco Opera (1963) war Rosina in „Il Barbiere di Siviglia“ (Rennert).
In zwölf Saisonen sang sie dort unter anderem Gilda, Oscar, Manon, Susanna, Adina, Zerbinetta, Constance in Poulenc´s „Karmeliterinnen“ sowie Orff´s „Carmina burana“.
Bei den Salzburger Festspielen bot Grist 1964 nach dem einhelligen Urteil von Publikum und Presse eine Zerbinetta, die in der Einheit musikalischer wie darstellerischer und tänzerischer Mittel von überragender Qualität war. (Rennert/Böhm)
In den darauf folgenden zwölf Jahren - unterbrochen durch die Geburt einer Tochter 1968 - sang sie Susanna, Despina, Blondchen und Papagena in Aufführungen, die von Karl Böhm, Zubin Mehta, und
Herbert von Karajan geleitet wurden.
Ihr Debut an der Metropolitan Opera war am 25.02.1966 mit der Rosina in Rossini‘s „Il Barbiere di Siviglia“. Danach sang sie in zwölf Saisonen ihre wichtigsten Rollen, dazu Gilda, Norina, Olympia und die Sophie im „Rosenkavalier“ wieder dirigiert von Karl Böhm. An der Mailänder Piccola Scala wurde eine Ariadne-Inszenierung in italienischer Sprache unter der Leitung von Hermann Scherchen aufgeführt und einige Jahre danach, in La Scala „Cosi Fan Tutte“ mit Karl Böhm.
Mit der Bayerischen Staatsoper unter der Direktion von Günther Rennert und Wolfgang Sawallisch bestand eine langjährige Zusammenarbeit (1965 -1983), die unter anderem auch zur Neuinszenierung von Richard Strauss‘
„Die schweigsame Frau“ führte, mit der Titelpartie der Aminta.
Im Jahre 1976 erhielt Reri Grist eine Auszeichnung, die sie besonders schätzt:
sie wurde in München mit dem Titel ´Bayerische Kammersängerin´ geehrt.
Reri Grist beendete ihre Karriere auf der Opernbühne 1991 an De Nederlanse Oper in Amsterdam mit der Parforce-Tour eines Solos von fast einer ganzen Stunde musikalische Präzision und Bühnenpräsenz zu beweisen. Regie: Pierre Audi. Mit der konzentrierten Darstellung von Samuel Becketts hermetischem Text und den vertrackten und repititiven Gesangs-Figuren von Morton Feldman bewies sie auch hier ihre Könnerschaft und eine künstlerische Verantwortung vor dem Werk von hohen Graden.
Der Bogen, der am Broadway begann, fand hier ein Ende, aber - Reri Grist wurde noch einmal gebraucht: Bernstein´s „West Side Story“ beging 2007 ein Jubiläum - 50 Jahre nach der Uraufführung.
Fast alle Mitwirkende der Original-Besetzung kamen zusammen - diesmal besonders emotional, um ihren Welterfolg und ihr Wiedersehen zu feiern - und noch einmal sang sie ´Somewhere´ - wie damals:
´There´s a place for us!´
Für Liederabende blieb nicht viel Zeit. Sie tourte in den USA und Canada, und in Österreich mit Liedern des klassischen, romantischen und zeitgenössischen Repertoires. Ihre geschätzten Begleiter waren Irvin Gage, Phillip Moll, Warren Wilson, Heinz Medjimorec und Kenneth Broadway.
In Konzerten sang Reri Grist Werke von Bach, Mozart, Brahms, Orff, Schönberg, Webern, Fortner, Henze und anderen Komponisten mit den Dirigenten Seiji Ozawa, Otto Klemperer, Leopold Stokowski, Wolfgang Sawallisch und Friedrich Cerha (die reihe) - und in der Oper waren es u.a. Wolfgang Sawallisch, James Levine, Claudio Abbado, Herbert von Karajan und John Pritchard.
Namhafte Regisseure neben Günther Rennert u.a. Giorgio Strehler, Otto Schenk, Lotfi Mansouri, Nat Merrill und Ruth Berghaus haben mit ihr viele anerkannte Interpretationen auf den internationalen Bühnen entwickelt.
Als Gesangs-Professorin lehrte Grist an der renommierten School of Music Bloomington, USA und an der Hochschule für Musik und Theater München. Sie sass in vielen internationalen Jurys und hielt Meisterklassen in Programmen für junge Künstler: Santa Fe Opera Apprentice Program, Metropolitan Lindemann Young Artist Development Program, San Francisco Opera Merola Program, Zürich International Opera Studio, Summercampus 2011 Meisterkurse der Musikhochschule Rostock, Escuela Superior de Música Reina Sofia Madrid und das Ravinia, Illinois Summer Festival.
Weitere Ehrungen: Legacy award of the American Opera Association 2001, Lifetime Award of the Licia Albanese Foundation 2003 und zwei Awards from Queens College, New York City, ihrer Alma Mater.
Neben allen Verpflichtungen haben Reri Grist und ihre Familie in Ferienzeiten aktiv die Ostsee besegelt, im Winter Langlauf in Österreich und der Schweiz betrieben sowie einige Bergwanderungen im Sommer.
Reri Grist ist verheiratet mit Dr. Ulf Thomson, Leiter der Redaktion NDR Sinfonieorchester 1982 - 1987, danach Intendant des RSO Berlin.
Durch viele Jahre zählte die Sängerin die Beschäftigung mit Pflanzen in ihrem Garten, Stickerei und das Sammeln und Kochen von Rezepten verschiedener Kulturen zu ihren bevorzugten Hobbys.